Gespräche spielen sich in unserer Zeit hauptsächlich nach Automatismen ab. Das Bewusstsein hat hiervon nicht einmal etwas mitbekommen. Von den faszinierenden Möglichkeiten der Kommunikation, die unser Menschsein ausmacht, haben die wenigsten bisher eine Ahnung. Die Reizüberflutung des Informationszeitalters bringt Menschen dazu, gedankenlos und unachtsam miteinander umzugehen. Alles wird beschleunigt und optimiert. Dauert Kommunikation zu lange, müssen unliebsame Auseinandersetzungen geführt werden, um den Raum des anderen zu erfassen, wird aufgrund von Überlastungen im Nervensystem ausgewichen. Unser Alltag, die vielen Bilder, die vorherrschende Rastlosigkeit bringen uns in einen Zustand, in dem nur noch das Notwendigste zwischenmenschlich stattfinden kann.
Gedankenlos, unachtsam und vereinfachten Skripten und Mustern folgend geht uns unsere Fähigkeit zur Empathie verloren. Auch unsere intellektuellen Fähigkeiten werden massiv zum Negativen beeinflusst. Menschen verstummen. Funktionieren noch. Sie haben keine Zeit, keinen Raum, keine Ressourcen aufeinander zuzugehen. Treffen Entscheidungen auf der Grundlage allgemeingültiger Informationen, die nicht einmal zu Ende erfasst wurden. Menschen werden in einem nie da gewesenen Ausmaß Opfer ihres eigenen Selbstbetruges. Um jemanden etwas Glauben zu machen, braucht es nicht einmal mehr irgendeinen Nachweis oder eine wirkliche Beschäftigung mit der Thematik. Das hat man hier gesehen oder da gehört und dann angeblich verstanden. Um manches zu verstehen braucht man ein Leben lang und selbst dann ist es fraglich ob ein Verstehen eingesetzt hat.
Kommunikation besteht nicht nur aus kognitiven und intellektuellen Inhalten. Sie hat nicht nur mit Worten zu tun, sondern auch mit unseren Gefühlen. Sie ist der einzige Weg, die Gefühlsnuancen des anderen aufzunehmen und die Klänge seiner inneren Welt zu hören. Hört der Mensch auf zu kommunizieren und seine Umwelt sein Umfeld verstehen zu wollen oder zu können, geschieht unweigerlich eine schlimme Isolierung. Die sozialen Fähigkeiten sind dem Menschen nicht einfach so in den Schoß gefallen. Das unser Gehirn für das Erfassen komplexer Inhalte befähigt ist, liegt an einer lang andauernden Entwicklung. Sehr viel Lebensenergie ist notwendig, in dieser Intelligenz zu stehen. Je mehr das Überleben wieder vom Menschen besitzt ergreift, desto weniger ist er intellektuell ausgestattet. Desto weniger Ressourcen stehen zum nachdenken, einfühlen, Kontakt aufnehmen zur Verfügung.
